6.10.2014 Mechterstädt - Gotha




Nach Gotha gehe ich den Umweg über Waltershausen am Rande des Thüringer Waldes. Romantische Bilder in der Morgendämmerung. Zweites Frühstück im Bäckerladen. Durch das Klaustor eine kleine Runde um den Markt. Die Stadtkirche ist geschlossen. Richtung Leina komme ich an Schrebergärten vorbei. Hundegebell. Felder und Wiesen. Nah an der Autobahn auch ununterbrochener Geräuschpegel. Den Boxberg hinauf zur Galopprennbahn. Das Gasthaus schließt eben im Moment. Kein gutes timing. Die viktorianische Tribüne ist reizvoll. Schöner Buchenwald. Pressetermin in Gotha. Von den Bewohnern kam kein Anruf. Der Artikel war am Freitag drin. 

In der Touristinformation bekomme ich ein paar Telefonnummern. Um den oberen Markt herum fotografiere ich alte Häuser und die Baulücke eines fehlenden Eckhauses. Das rote Rathaus bestimmt den Platz, der sich wie ein langes Band nach oben über die Treppen und den Wasserlauf zum Schloß zieht. Viel Raum und Ausblick. Treffe mich gleich mit einem Stadthistoriker in der Forschungsbibliothek im Schloß. Herr Wenzel ist Fachmann und kann mir Auskunft und ein Foto geben. Das Haus in der Querstraße 23 Ecke Schwabhäuser Straße mußte im Dezember 89 aus Sicherheitsgründen abgerissen werden. Oben drin waren Wohnungen. Unten in den Gewerberäumen viele Jahrzehnte lang die Bilderrahmenfirma Erdmann. Zurück geblieben ist ein schmales tiefes Grundstück, wo jetzt Autos parken. Eckbebauungen sind für das Stadtbild tonangebend. Die freien Giebelwände der angrenzenden Häuser sind mit Styropor gedämmt. Provisorisch. Spuren der DDR Mangelwirtschaft. Das alte mittelalterliche Gassensystem konnte nicht lückenlos erhalten werden. Zu DDR Zeiten hat man versucht, die alte Bausubstanz mit Plattenbauten zu ersetzen. 

Es war "kein schöner Wohnen" in den engen Gassen, sagte Herr Wenzel. Ab 20 M kostete die Miete. Nach der Wende zog es die Häuselbauer aus der Stadt raus. Mittlerweile gibt es wieder Zuzug. Von 58000 Einwohnern zu DDR Zeiten leben jetzt in Gotha 45000. Auch hier gibt es Spuren der friedlichen Revolution und Demonstrationen von 1989. Friedensgebete und Stasisturm. Willi Brandt war hier. Eine Ausstellung "Niemals vergessen" über die Wende 89 in der Augustinerkirche.