24.9.2014 Lichtenau - Scherfede



Steil bergauf und über die Klippen der Eggeberge hinunter nach Hardenstein, wo eine alte Klosteranlage als Jugendhaus dient. Der Ort hat Tiefe und Atmosphäre. Dagegen eine stark befahrene Hauptstrasse mitten durch Scherfede. Zwei Hotels, ein Kaffee, ein Metzger ums Eck. Ich bin unschlüssig. Die Zimmer im Hotel Rose sind belegt. Im Café surfe ich im Internet. Das andere Hotel hat noch was frei für mich. 

Zwei alte Frauen nebenan am Eis schlecken. Eine ist am Vergessen erkrankt. In der evangelischen Kirche ist Unterkunft für Radfahrer mit Schlafsack. Ich darf ohne mitkommen. Das Hotel sage ich wieder ab. Margarita und Wilhelm wohnen in einem denkmalgeschützen Haus mit Garten neben der Kirche. Das geschnitzte Treppengeländer hat Wilhelm in liebevoller Geduldsarbeit zwei Jahre lang abgeschliffen, wenn das Wetter nicht für den Garten taugte. Er war früher Lehrer. 

Ich darf im Tanzsaal schlafen. 

Die Räume sind in alle Himmelsrichtungen aufgeteilt. Zur Küche hinauf eine kleine Treppe. Margarita, 1943 in Poznan geboren, kam über Brandenburg nach Nordlippe. Familiäre Wurzeln waren schon da. Die Eltern trafen sich dort nach dem Krieg wieder. Heimat kann überall sein. Mit dem alten DKW 1950 über Helmstedt nach Aschersleben die Großeltern besuchen. Die Grenze war noch durchlässig und doch mußten die fehlenden Papiere nachgereicht werden. Warten. Zwei unterschiedliche Systeme reiften grade nebeneinander heran. Sie und ihr Bruder wurden in Fellsäckchen gepackt wegen der Kälte. In dem Eckhaus am Platz der Jugend in Aschersleben war es auch nicht wärmer. Alle Zimmer waren vermietet. Man wohnte beengt. In der kalten Hinterhofstube wurde das Bett vorgewärmt. Heißes Wasser in Steinhäger Keramikflaschen gefüllt. Eine entleerte sich in der Nacht im Bett.